Technik für Mädchen

Tische und Stühle rücken, Notebook verkabeln, Leinwand herunterfahren, Wassergläser bereitstellen, noch einmal Texte und Ablaufplan checken. Am Montag, den 13. Juli liefen in der Mensa der Viktor-Karell-Realschule die letzten Vorbereitungen für die Abschlussveranstaltung der diesjährigen Girls‘ Day Akademie auf Hochtouren. Nur einen Unterschied gab es gegenüber den letzten sechs Jahrgängen: Der Startschuss erfolgte um 15.00 Uhr aus der Münchner GDA-Zentrale. Teilnehmerinnen, Projektbetreuer, Firmenvertreter, Eltern, Referenten und Gäste saßen an verschiedenen Orten und waren der Videokonferenz nur virtuell zugeschaltet. Die Schulmensa fungierte als eine Art „Fernsehstudio“, in dem Emma, Karolina und Katharina aus der Landauer Girls‘ Day Akademie die Moderation der Abschlussveranstaltung übernahmen. Unterstützt wurden die drei Mädchen von Schulleiter Josef Wimmer, der die Begrüßungsansprache hielt, und den betreuenden Lehrkräften Britta Kühbeck und Magdalena Mayer – alle achteten natürlich auf den coronabedingten Sicherheitsabstand.

Zunächst erfolgten allgemeine Informationen zum Projekt, das von den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden bayme vbm, der Agentur für Arbeit und vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird. Im Schuljahr 2019/20 gibt es die „Girls‘ Day Akademie“ neben Landau an elf weiteren bayerischen Realschulen, an acht Gymnasien und einer Gesamtschule. Das Ziel des Projektes ist es, Mädchen für Technik zu begeistern und sie intensiv über naturwissenschaftlich-technische Ausbildungsberufe sowie Studiengänge zu informieren. Die Teilnehmerinnen des Wahlfaches waren alle aus der achten Jahrgangsstufe, die sich regulär am Donnerstagnachmittag trafen.

Zu Beginn der Videokonferenz stellen sich die Landauer GDA-Teilnehmerinnen vor und nannten ihre Motivation, beim Projekt dabei gewesen zu sein. Dann führten die drei Moderatorinnen souverän durch eine Power-Point-Präsentation und erklärten den Jahresablauf. Bereits Mitte Oktober wurde das erste praktische Projekt in Angriff genommen: das Designen und Bedrucken eines individuellen GDA-T-Shirt. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen MINT-Berufen diente der Vorbereitung auf den Besuch der Berufsmesse des Landkreises "Bleib hier". Dort wurden die ersten Kontakte zu regionalen Unternehmen hergestellt und Informationen über zahlreiche Berufe im technischen Feld gesammelt. Bei einem späteren Treffen gab es eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Schlüsselqualifikationen und Berufswahlkompetenz.

Das Programm der externen Erkundungen startete auf dem Flughafen München. Hier lernten die Mädchen die Aufläufe der Fluggastabfertigung und die dafür notwendige technische Ausstattung kennen. Mitte Dezember besuchte die GDA die Firma MANN + HUMMEL in Marklkofen. Dort besichtigten die Schülerinnen zuerst den Betrieb und die Lehrwerkstatt und anschließend informierte der Ausbildungsleiter über das Unternehmen sowie über berufliche Möglichkeiten. Im Landauer Unternehmen Einhell waren die GDA-Mädels im Januar zu Gast. Auf dem Rundgang durften sie einen Blick in alle Bereiche werfen, von der Ausbildung über das Lager bis hin zum Werksverkauf mit angeschlossenem Onlineshop. Das „Bayerwald Xperium“ in St. Englmar wurde Anfang Februar besucht. Hier erforschen die Technikmädchen durch Experimente verschiedene naturwissenschaftliche Phänomene.

Auch in diesem Durchlauf der GDA stand wieder das praktische Tun im Mittelpunkt. Beim Grundkurs Löten in einer Lehrwerkstatt ging es an zwei Terminen darum, einen Miniatur-Metallroboter anzufertigen und zum „Laufen“ zu bringen. Weitere Projektarbeiten waren die Arbeit mit einem 3D-Drucker, bei der ein persönliches Namensschild als Schlüsselanhänger entstand, und das Programmieren eines „Code Bugs“.

Aufgrund der coronabedingen Schulschließung wurde die Girls‘ Day Akademie ab April online weitergeführt. Bei wöchentlichen Terminen wurden viele Theoriemodule, z. B. das Bewerbungstraining, oder auch die Vorbereitung der Abschlussveranstaltung abgearbeitet. Während der „GDA zu Hause“ konnte sogar ein Praxisprojekt angeboten werden: Die Mädchen bekamen per Post einen Bausatz für ein Solarauto zugeschickt, das sie mit Anleitung und Erklärvideo selbstständig zusammenbauen konnten. Eine perfekte Verbindung von Theorie und Praxis hätte die eintägige Fahrt zur Technischen Hochschule Deggendorf dargestellt. Aber mit zwei virtuellen Terminen wurde wenigstens ein kleiner Ersatz geschaffen. Neben dem Kennenlernen der unterschiedlichen Studiengänge und ihren Forschungseinrichtungen begeisterte die Teilnehmerinnen besonders das Erstellen einer eigenen App.

Nach diesem Rückblick auf das GDA-Jahr durften die Gäste der Videokonferenz in einer Art Abstimmung einige Wissensfragen beantworten. Zwei Teilnehmerinnen werteten die Ergebnisse aus und verrieten die Lösungen - beispielsweise dass das Projekt mehr als 120 Unterrichtseinheiten umfasste. In zwei Interviewrunden befragten die „Mensa-Studio“-Moderatorinnen etliche Vertreter aus Verbänden, Firmen, Arbeitsverwaltung und Schule zu ihren Motiven, sich am Projekt zu beteiligen und zu den bisherigen Erfahrungen. Zum Schluss gratulierten Projektinitiatoren und -förderer den Mädchen sehr herzlich – wenn auch nur online. Die originalen Teilnahmezertifikate werden ihnen in den beiden letzten Schulwochen zusammen mit etwas Süßem noch persönlich übergeben. Auch der siebte Durchgang der Landauer Girls’ Day Akademie hat den Teilnehmerinnen eine praxisnahe und vertiefte Berufsorientierung gebracht, die ihnen sehr bei der Suche nach dem für sie idealen Beruf helfen wird.

Text/Bilder: B. Kühbeck

 

 

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